„Welcome to Zombieland“

„Welcome to Zombieland“

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland stand unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“, eine Botschaft, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft betonte. Dieses Jahr nimmt die Europameisterschaft den Gedanken auf und präsentiert sich unter dem Motto „United by Football. Vereint im Herzen Europas“, ein Aufruf zur Einheit durch die gemeinsame Leidenschaft für Fußball.

In ähnlichem Geiste begrüßt der YouTuber „Der Held der Steine“ seine Zuschauer aus dem Herzen Europas, aus Frankfurt am Main. Er vermittelt in seinem Laden das Gefühl einer herzlichen Gemeinschaft, indem er regelmäßig mit den Worten „Welt, seid mir gegrüßt“ seine Videos beginnt.

Doch auch er hat das Frankfurter Bahnhofsviertel thematisiert, einen Ort, der trotz seiner weniger einladenden Seiten ein Teil der pulsierenden Metropole und ihrer Realität ist.

Die Stadt Frankfurt steht kurz vor der Heim-Europameisterschaft unter Druck, auf die Sicherheitsbedenken und das schlechte Image des Bahnhofsviertels, das insbesondere durch Berichterstattung der britischen Zeitung „The Sun“ verstärkt wurde, zu reagieren. Die Zeitung bezeichnete das Viertel als „größten Slum Deutschlands“ und „Zombieland“, woraufhin die Stadt ein Bündel an Maßnahmen angekündigt hat, um die Situation dort zu verbessern.

Oberbürgermeister Mike Josef und Vertreter der Stadtverwaltung haben umfassende Pläne zur Aufwertung und Sicherheitserhöhung des Bahnhofsviertels vorgestellt. Dazu gehören unter anderem verstärkte Hilfsangebote für Drogenabhängige, der Ausbau von Videoüberwachungsanlagen und die Einrichtung von Waffenverbotszonen, in denen bereits über 50 Waffen konfisziert wurden. Diese Maßnahmen sollen sowohl das Wohl der ansässigen Bevölkerung verbessern als auch die Sicherheit der zu erwartenden internationalen Fans gewährleisten.

Um die Zustände im Viertel zu verbessern, plant die Stadt eine bessere Betreuung für Drogenkranke, u. a. durch die Bereitstellung von zusätzlichen zwei Millionen Euro für bestehende Hilfsstrukturen. Des Weiteren wird überlegt, eine neue Einrichtung für Crack-Konsumenten zu schaffen und Drogenabhängige, die in einem schlechten Gesundheitszustand sind, in Hotels unterzubringen und von speziellen Pflegediensten betreuen zu lassen.

Für die EM soll das Erscheinungsbild des Bahnhofsviertels weiter aufgewertet werden. So ist eine Umgestaltung der Kaiserstraße am Hauptbahnhof in eine Fußgängerzone geplant. Das neu benannte „Kaisertor“ soll mit einem „Welcome to Frankfurt“-Transparent Besucher begrüßen und durch intensivere Reinigungsmaßnahmen sauber gehalten werden.

Die städtischen Behörden sehen sich jedoch nicht nur mit dem Kampf gegen das schlechte Image, sondern auch mit tatsächlichen kriminellen Aktivitäten konfrontiert. In einer Groß-Razzia im Bahnhofsviertel wurden Drogenhändler und Junkies kontrolliert und festgesetzt, ein Vorgehen, das die Ernsthaftigkeit der Situation unterstreicht.

Die Stadt geht dabei nicht nur mit Repression vor, sondern bietet auch soziale Unterstützung und sucht nach nachhaltigen Lösungen für die verschiedenen Probleme des Viertels. Dabei fordert der Oberbürgermeister auch ein bundesweites Netz an Hilfen, um die Last, die auf Frankfurt liegt, zu verteilen. Diese ausgewogene Mischung aus Prävention, sozialer Unterstützung und Strafverfolgung scheint der Weg zu sein, den die Stadt bei der Bewältigung der Herausforderungen im Bahnhofsviertel eingeschlagen hat.

Wir alle warten gespannt darauf, wie ein Arzt, der sein Stethoskop anlegt, ob die geplanten Maßnahmen sich als lebensrettender Defibrillator für das pulsierende Herz Europas erweisen werden, oder ob es – hoffentlich nicht – vor lauter Aufregung ein Herzversagen erleidet.