Fußball bis die Blase platzt
Wer kennt noch den Fußball-Weltpokal? Eine Begegnung in Hin- und Rückspiel zwischen den Gewinnern des altehrwürdigen Europapokals der Landesmeister, welcher 1992 durch die Champions League ersetzt wurde und dem Gewinner der nicht minder ehrwürdigen Copa Libertadores in Südamerika.
Seinerzeit ging dieses Turnier bereits fast vollständig am europäischen Publikum vorbei. Selten einmal wurde es thematisiert. Am intensivsten im deutschsprachigen Raum sicherlich im Jahre 1976, als der FC Bayern München diese Trophäe durch ein 2:0 und 0:0 gegen den brasilianischen Vertreter Belo Horizonte errang. Im Anschluß wechselte der Wettbewerb mehrfach seinen Namen und Modus bis 2005. Ein wirkliches Interesse bestand aus europäischer Sicht weiterhin selten daran.
Die Ära Infantino beim Weltfußballverband hat allerdings nicht nur das Gesicht der Fußball-Weltmeisterschaft nachhaltig verändert. Nicht nur hier sollte die Geldmaschine einen höheren Gang einlegen. Denn auch der ehemalige Weltpokal, welcher seit 2005 als FIFA-Klub-Weltmeisterschaft ausgetragen wird und jährlich ein Turnier mit allen sechs Gewinnern der »bedeutendsten« Kontinentalwettbewerbe darstellt, wurde über den monetären Leisten gezogen.
Dies führt der Spielervereinigung FIFPro zufolge nicht nur zu einer massiven Mehrbelastung durch Spiele, was physische und psychische Belastung der Profis auf die Spitze treibe, sondern auch zu einem Wettbewerb, der extrem surreal zusammengesetzt ist und die frühere Einfachheit des Volkssports vollends ad Absurdum führt. Ab 2025 soll das in seiner bisherigen Form seit 2017 existierende Turnier nun statt jährlich, alle vier Jahre im Sommer ausgetragen werden, wobei die Teilnehmerzahl von 7 auf 32 ansteigt. Somit wird dieser Wettbewerb einen ganzen Monat in Anspruch nehmen und 53 Spiele haben.
Ein Teilnehmer ist das ozeanische Team mit dem besten Koeffizienten der letzten vier Jahre. Aus Asien, Afrika und Nordamerika kommen vier Klubs: Die letzten drei Gewinner der dortigen Champions League sowie der Ranglisten-Erste des Kontinentalverbandes. Südamerika stellt sechs Teilnehmer, die letzten vier Sieger der erwähnten Copa Libertadores sowie zwei weitere Klubs aus der eigenen Kontinental-Rangliste. Dazu kommt das Turnier-Gastgeberland. Die restlichen 12 Teams kommen sämtlich aus dem UEFA-Bereich. Davon vier Champions League Sieger der letzten 4 Jahre, dazu die besten 8 Teams der letzten 4 Jahre aus der UEFA-Koeffizientenliste
Da jedoch nur 2 Klubs aus einer Nation teilnehmen dürfen, kommt es zu einer Sonderregelung, weshalb quer durch die UEFA-Koeffizientenliste zahlreiche Teams nicht spielberechtigt sind und andere nachrücken. In diesem Fall etwa das sehr niedrig platzierte Salzburger Franchise des Brauseherstellers Red Bull. Dazu kommt neben dem Overkill an Begegnungen und einem verwirrenden Modus: Geld kommt noch stärker immer zu Geld. Die ohnehin extrem wohlhabenden Spitzenklubs der nationalen Ligen werden noch reicher und die Schere zum Rest ihrer jeweiligen Ligen geht noch stärker auseinander. Daß dieser Wettbewerb dann auch noch teilweise große Turniere der Frauen überlagert, fällt wohl kaum noch ins Gewicht.
Die FIFA hat also einen Plan, und dieser dreht sich einzig ums Geld. Der Weltfußballverband ist übrigens mit Sitz im schweizerischen Kanton Zürich ein steuerbefreiter Verein, welcher eine reduzierte Gewinnsteuer von 4 Prozent entrichten muß. Da fällt genug ab »For the Game«, wie der neue offizielle FIFA-Slogan heißt. Ob es aber wirklich nur darum geht, mag mehr denn je bezweifelt werden und die Frage bleibt, wann diese Blase endlich platzt im Sinne des alten Slogans: »For the Good of the Game«.