Maiabendfest in der Kardiologie

Pünktlich zum Bochumer Maiabendfest beschenkte der VfL Bochum sich und seine Anhänger mit einem unnötig knappen 3:2 Erfolg gegen die TSG aus Hoffenheim und schöpft damit im Kampf um den Klassenerhalt wieder neue Hoffnung.
Die Meisterschaft in der Bundesliga ist längst entschieden. Aber im Abstiegskampf bleibt es weiterhin irre spannend.
Ersten Gerüchten zu Folge haben die Kardiologen in Bochum derzeit mehr als genug zu tun.
Dies liegt nicht zuletzt am VfL Bochum welcher in einem dramatischem Spiel nach 8 sieglosen Spielen endlich wieder einen Erfolg erzielen konnte.
Dabei fielen im Vorfeld sowohl Patrick Osterhage, Christopher Antwi-Adjei (beide Gelbsperre) als auch Tim Oermann (krank) aus.
Nach 90+6 Minuten lagen sich Mannschaft, Betreuer und Fans des VfL in den Armen. Die Anspannung der letzten Minuten wich einer großen Erleichterung. Eine Niederlage wäre wohl der sichere Sargnagel auf die Ambitionen zum Klassenerhalt gewesen.
Doch der VfL hielt ab der ersten Minute dagegen. Und wie!
Quasi im Minutentakt erspielten sich die blau-weißen Kicker von der Castroper Straße Chancen und setzten die TSG von Beginn an unter Druck.
Unterstützt vom gesamten Ruhrstadion, mit Ausnahme des spärlich gefüllten Gästebereichs, hätte alleine Philipp Hofmann bereits in den ersten 6 Minuten zwei mal treffen können.
Vor dem Spiel rauschte es gewaltig im Blätterwald. Alle paar Stunden tauchten Artikel auf, die sich auf „Insiderwissen“ beriefen, wie es denn um die Stimmung in der Mannschaft bestellt wäre. Von argen Zerwürfnissen und mangelnder Einsatzbereitschaft einiger Spieler war die Rede.
Aber auch von diversen Aussprachen und Krisensitzungen.
Kevin Stöger wurde durch eine Meldung der Sport Bild erneut mit Union Berlin in Verbindung gebracht, so dass seitens diverser Portale schon gemutmaßt wurde, ob Stöger denn nun noch bereit sei den VfL zum Klassenerhalt zu führen. Ein Störfeuer aus Berlin um für Unruhe beim VfL zu sorgen?
Zumindest für den Freitagabend konnte man anschließend nur zu einem Ergebnis kommen: Ja, er will.
Zwei Tore, beginnend mit dem Zauberfreistoß zum 1:0, und ein generell starkes Spiel ließen keinen Zweifel an seiner Leistungs- und Einsatzbereitschaft.
Die Mannschaft warf sich in die Bälle, eroberte diese im Mittelfeld, kämpfte, grätschte, wie zu besten Zeiten.
Fußball an der Castroper Straße wie man ihn sehen will. Leidenschaft und Einsatz stimmten.
Und so war das 2:0 kurz vor der Halbzeitpause, durch den ebenfalls starken Felix Passlack, nur folgerichtig.
Unterstützt durch lautstarken Support und Pyrotechnik ging es dann auch in Halbzeit zwei durchaus munter weiter.
Stöger mit dem Abstauber zum 3:0 und eigentlich hätte man sich in jedem anderen Bundesligastadion entspannt zurückgelehnt und die restlichen 20 Minuten genießen können.
Aber der VfL wäre nicht der VfL wenn er es nicht auch hier mal wieder anders machen würde.
Zwei relativ glückliche Tore Hoffenheims später, ging ein Raunen durch das Rund. Nur allzu frisch waren die Erinnerungen an die späten Nackenschläge in dieser Saison.
Und so begann dann für die letzten 15 Minuten noch ein kollektives Zittern. Doch die Mannschaft biss sich durch.
Gegen Darmstadt drehte man zum ersten mal seit Ewigkeiten wieder selber ein Spiel kurz vor Schluß.
Den Sieg gegen Hoffenheim brachte man endlich mal wieder über die Zeit.
Mental brutal wichtige Erfolge im Kampf gegen den Abstieg.
Und das sah man der Truppe nach Abpfiff auch deutlich an. Der Jubel brach sich Bahn.
Felix Passlack, zu Beginn der Saison oft gescholten, kämpfte sich zuletzt mehr und mehr zurück und wurde nach einem starken Spiel seinerseits nach Abpfiff von den Emotionen übermannt.
Und so merkten dann doch viele Anhänger des VfL, dass da unten an diesem Abend durchaus eine Mannschaft steht, der es nicht egal ist wie die Saison ausgeht. Die ihr Herz auf dem Platz gelassen hat und von der ebenfalls viel Druck an diesem Abend abgefallen ist.
Natürlich könnte man jetzt diskutieren, ob das Spiel anders verlaufen wäre, hätte Hoffenheim den Elfmeter Mitte der Halbzeit nicht wegen Abseitsposition aberkannt bekommen.
Wäre, wäre Fahrradkette – wie der große Philosoph Lothar Matthäus sagen würde.
Am Freitag kam auch das Spielglück ein Stück weit zurück. Dieses war aber auch erkämpft und unterm Strich verdient.
Einzig die geringe Erfolgsquote bei Torabschlüssen verhinderte eine deutlich höhere Niederlage der Sinsheimer Truppe.
Am Ende standen über 30 Torschüsse auf Seiten des VfL Bochum.
Am Sonntag dann patzte Mainz beim 1:1 gegen Köln und brachte den VfL Bochum in eine denkbar günstige Ausgangssituation für das Spiel am kommenden Sonntag in der Alten Försterei.
Union hat sich seinerseits in Gladbach bei einem absoluten Grottenkick mit nur einem Punkt und keinem Tor nicht wirklich retten können und steht gegen Bochum nun gewaltig unter Druck.
Ein durchaus verrückter Abstiegskampf dieses Jahr. Jeden Spieltag scheint sich das Momentum zu verschieben und genaue Prognosen sind beinahe unmöglich.
Einzig mit dem SV Darmstadt 98 steht nun ein erster Absteiger aus der Bundesliga sicher fest.
Es gilt also nun den Schwung und den Teamgeist aus dem Spiel vom Freitag mit nach Berlin zu retten. Dort zu Punkten und möglicherweise sogar zu gewinnen wäre unglaublich wichtig.
Ultras Bochum 1999 haben dazu bereits aufgerufen, der Mannschaft noch einmal Unterstützung und Motivation mit auf dem Weg nach Berlin geben.
Der Klassenerhalt aus eigener Kraft ist weiterhin möglich. Gemeinsam schaffen wir das!
