Ein neuer Peter
Ja, ja. Die Wortwitzhölle war alles andere als zugefroren, nachdem der neue Trainer beim VfL Bochum präsentiert worden ist.
Zeidlers wunderbare Welt des Fußballs wurde an so ziemlich jeder Ecke hinter vorgehaltener Hand genannt. Und ja: Ich hätte es wohl auch getan.
Lediglich die Tatsache, dass ein seltsamer Mix aus Urlaub, Krankheit und Haupterwerb mich davon abhielten, diesen Gag noch früher als andere zu machen, verschont diesen Blogbeitrag jetzt davor.
Oder auch nicht.
Jedenfalls hat der VfL endlich wieder einen Peter am Steuer.
Die rein optische Ähnlichkeit zum Vorgänger Thomas Letsch unterstreicht Peter Zeidler dann weiterhin mit der Tatsache ebenfalls Schwabe zu sein und früher mal mit Ralf Rangnick gearbeitet zu haben.
So muss man sich als Fan gar nicht so groß umgewöhnen.
Aber Spaß beiseite.
Es kursierten wieder einmal allerhand Namen innerhalb des Trainerkarussells. Einige hätte man wohl lieber als andere an der Castroper Straße gesehen.
Peter Zeidler jedoch dürfte den wenigsten sofort eingefallen sein. Ebenfalls ein Punkt, der ihm mit Thomas Letsch gemein ist. Aber genug der unsinnigen Vergleiche.
Dank des Netzwerkes von Finanzvorstand Ilja Kaenzig, konnte der VfL aber hier einen Trainer verpflichten, der neben allerhand internationaler Erfahrung auch sechs gute Jahre beim Schweizer Club St. Gallen hinter sich hat.
Auf der Pressekonferenz zur Verkündung seines Amtsantritts machte Peter Zeidler einen aufgeräumten aber sehr motivierten Eindruck – umschiffte dösige Journalistenfragen zu irgendwelchen Lokalkoloritthemen und wollte sich auch nicht zu abenteuerlichsten Voraussagen hinreißen lassen. Vernünftigerweise.
Begann doch nach der PK erst einmal das große Meeting zur Zukunft des VfL unter Chefcoach Zeidler.
Interessant war jedoch die Aussage, dass er wohl auch im Falle eines Abstiegs den VfL Bochum übernommen hätte – die Chance in der Bundesliga oder seinem Unterhaus als Cheftrainer zu agieren, waren dann doch sehr schmackhaft.
Zeidler selber hat bereits als Assistent von Ralf Rangnick bei der TSG Hoffenheim Bundesligaluft schnuppern dürfen.
Ihn erwartet an der Castroper Straße nicht mehr als der größte Umbruch innerhalb der ersten Mannschaft seit Jahren.
Eine Herkulesaufgabe mit, wie man die Tage aus den Medien vernehmen konnte, geringerem Budget als in der Vorsaison.
Wie sich das genau bemisst, ob es mit einem schmaleren Kader oder Tatsache zu tun hat, dass man einige Spieler in die zweite Mannschaft verschieben wird (wo auch immer die spielen wird. Die Oberligaclubs wollen erneut klagen) bleibt abzuwarten.
Viele Spekulationen – wenig Kommunikation. Etwas, dass man aus der vergangenen Saison leider zu gut kennt.
Zeidler wird also nun, gemeinsam mit Marc Lettau und Ilja Kaenzig einen Kader bauen müssen, der wieder einmal das unmögliche möglich machen kann.
Auch im vierten Jahr Bundesligazugehörigkeit ist der VfL Bochum finanziell und vom Kader her ganz unten in der Tabelle anzusiedeln.
Zahlreiche Leistungsträger, wie z.B. Kevin Stöger und Keven Schlotterbeck, verlassen den Verein. Ebenso Takuma Asano, Patrick Osterhage, Phillip Förster und eventuell noch Erhan Masovic und Bernardo.
Womit man quasi ohne Defensive dastehen würde und auf Anhieb eine funktionieren und konkurrenzfähige Innenverteidigung verpflichten müsste.
Von Baustellen wie dem Mittelfeld und der Offensive insgesamt mal ganz abgesehen.
Umso besser, dass Peter Zeidler der Ruf vorauseilt, Spieler entwickeln zu können.
Eine Eigenschaft, die für den chronisch klammen Erstligisten in blau-weiß absolut überlebenswichtig werden kann.
Eine Mammutaufgabe. Sicherlich. Welcher sich Zeidler aber bewusst stellt und dies auch auf der PK von Kaenzig attestiert bekommen hat.
Durch die Blume wurde da genau das schon gesagt: Mit einem kleinen Kader und sehr wenig Geld (im Vergleich zur Konkurrenz) besser als drei andere Clubs sein.
Gleichzeitig wurden die Dauerkartenpreise angepasst.
Verständlich, auch hier ist der VfL immer noch einer der günstigsten Bundesligaclubs im Vergleich.
Den Furor der Fans, den mancher Lokalreporter vernommen haben will, war eigentlich nicht vorhanden. Eher breite Zustimmung.
Von den üblichen paar Irren auf social media mal abgesehen.
Man kann also vieles sagen, aber nicht, dass die Aufgabe beim VfL nicht spannend wäre.
Auch in der kommenden Saison wird sicher einiges geboten werden.
Etwas weniger Drama, etwas weniger last Minute und insgesamt eine Saison auf Platz 12 oder 11 (wie auch immer) wären für die Blutdruckwerte der allermeisten Anhänger sicherlich förderlich.
Und dafür wünschen wir Peter Zeidler und allen Verantwortlichen natürlich nur das Beste.
Glück Auf!