Wie man sich selber einen Streich spielt

Wie man sich selber einen Streich spielt
Foto: Dominik Gardzitz

Der VfL Bochum blieb im dritten Spiel in Folge sieglos und unterlag farblosen Freiburgern mit 1:2.

Als Schiedsrichter Marco Fritz nach knapp 95 gespielten Minuten die Partie gegen den SC Freiburg abpfiff, schüttelten nicht wenige Fans in blau und weiß resigniert die Köpfe.
Zum einen weil es an Erklärungen mangelte, wie man in allen Statistiken besser als der Gegner sein und dennoch das Spiel verlieren konnte.
Zum anderen weil man erneut mit den Schiedsrichterentscheidungen haderte, wie so oft in den vergangenen Spielen.

Dabei begann die Partie durchaus farbenfroh.
Die aktive Fanszene hatte eine schöne Fähnchenchoreographie vorbereitet, untermalt mit dem Zitat des ehemaligen Präsidenten Ottokar Wüst „Der VfL kommt von der Castroper Straße und hier soll er auch bleiben!“.
Um dem ganzen noch etwas mehr Farbe zu verleihen, gab es dazu eine ordentliche Portion Rauch in den Vereinsfarben.

Nach kurzer Unterbrechung hatte sich der Nebel gelichtet und etwas mehr als 25000 Zuschauer (Freiburg hatte das Gästekontingent nicht voll ausgeschöpft) wurden Zeuge einer in weiten Teilen intensiven Partie.
Bochum wie Freiburg schienen sich gut aufeinander eingestellt zu haben.

Thomas Letsch konnte dabei wieder auf Tim Oermann zurückgreifen, der nach seiner Verletzungspause als Rechtsverteidiger starten durfte und den Vorzug vor Noah Loosli und Cristian Gamboa erhielt.
Erhan Masovic rückte ins defensive Mittelfeld und wurde dabei von Philipp Förster begleitet, der für den verletzten Matus Bero ins Zentrum rückte und eher eine Art 10er Position einnehmen sollte.
Maximilian Wittek wurde nach seiner durchaus starken Leistung dagegen nicht mit einem Einsatz bedacht, was der taktischen Einstellung auf den Gegner geschuldet war, wie Thomas Letsch in der Pressekonferenz nach dem Spiel erläuterte.

Bochum kam nun zu einigen guten Situationen, aber Freiburg war brutal effektiv.
In der 36. Minute erzielte Maxi Eggestein, nach Vorlage des Ex-Bochumers Gregoritsch und mit etwas Pfostenglück, das 0:1 für die Gäste.
Dabei hatte es bereits in der 28. Minute die erste Aufregung unter Beteiligung des Schiedsrichtergespanns gegeben.
Killian Sildillia spielte im Strafraum den Ball mit der Hand, dennoch blieb der fällige Elfmeterpfiff aus.
Der Kommentator der Sportschau bewertete diese Entscheidung allen Ernstes als „im Sinne des Fußballs“. Ziemlich vermessen, da sehr ähnliche Situationen diese Saison nicht nur gegen den VfL Bochum entschieden wurden. Eine klarere Linie beim Thema Handspiel vermisst man hier leider Spieltag für Spieltag.
In der 38. Minute hatte dann Freiburgs Verteidiger Matthias Ginter das Bedürfnis Bochums Stürmer Broschinski mal in den Arm zu nehmen. Nur leider regelwidrig und im Strafraum. Auch hier sah sich das Schiedsrichterquintett nicht zum Pfiff veranlasst.
Ginter zog Broschinski beinahe im Schwitzkasten zu Boden. Warum man sich diese Situation nicht zumindest noch einmal ansah, bleibt ein Geheimnis. Auch hier wurde in der Vergangenheit bei ähnlichen und harmloseren Situationen bereits gegen den VfL Bochum auf Elfmeter entschieden.
Gerade mit der Vorgeschichte aus dem Hinspiel (klare rote Karte für Grifo nach grobem Foulspiel gegen Gamboa nicht gegeben, anschließend verwandelte Grifo einen Strafstoß zum Sieg für Freiburg) und dem etwas sarkastischem Spielankündigungsplakat seitens des VfL („Var da nicht noch was?“) brachten diese beiden Entscheidungen das Publikum wieder auf Zündung.
Stöger hatte dann noch die Chance per Kopfball auszugleichen, setzte den Ball aber neben den Kasten des Freiburger Keepers

Kurz vor der Halbzeit hatten dann Sallai und Masovic noch ein Tänzchen miteinander auszutragen, wobei sich hier beide nicht mit Ruhm bekleckerten und im Nachgang mit jeweils einer Verwarnung wohl gut weggekommen sind.

In der Halbzeitpause musste Bochums Coach dann verletzungsbedingt wechseln und brachte Stürmer Philipp Hofmann für Tim Oermann, der sich nach einem Sprintduell die Leiste hielt.

Das 0:2 für Freiburg fiel dann viel zu leicht: Doan wurde bei der entscheidenden Hereingabe ebenso wenig gestört wie anschließend Michael Gregoritsch, der recht unbedrängt von Ivan Ordets die Führung für die Breisgauer per Kopf ausbauen konnte.
Doch der VfL wollte nicht aufstecken. Zu verlockend wäre ein Punktgewinn aufgrund der Ergebnisse des Spieltags gewesen um den Abstand zu den Verfolgern zu vergrößern.

Doch zuvor gab es die dritte Situation, die vielfältige Verschwörungstheorien in den Raum sprießen ließen:
Manuel Gulde traf Philipp Förster mit gestrecktem Bein und Stollen voran im Brustbereich und sah dafür nur die gelbe Karte.
Die Frage muss erlaubt sein, was ein Spieler eigentlich tun muss um bei einem groben Foul an einem Bochumer mit rot vom Feld gestellt zu werden.
Offenbar muss es wenigstens zu einem Rettungseinsatz reichen, ansonsten gibt es maximal den gelben Karton.
Wie man hier auch nur im Ansatz zu einer anderen Entscheidung als Rot gelangten kann, bleibt völlig unverständlich.
Ebenso warum auch hier der VAR nicht eingriff.
Wenn es darum geht, die Gesundheit der Spieler zu schützen, dann bitte konsequent und auf beiden Seiten.
Im Nachgang wirkt die Sperre für Kwarteng wegen angeblicher Tätlichkeit gegen Leipzig noch höhnischer als ohnehin schon.

Immerhin verkürzte Ivan Ordets kurz darauf auf 1:2, per Kopfball nach einer Ecke von Kevin Stöger.
Es begann eine turbulente Schlussviertelstunde, in welche Manuel Riemann zeitweise zum Achter umfunktioniert wurde und sich nicht wenige an Eishockeyspiele erinnert fühlten, in welchen der Torwart kurz vor Schluss herausgenommen wird.
Aber trotz mannigfaltiger Versuche den Ball in den Strafraum zu chippen wie sonst Josua Kimmich, blieben die Angriffsbemühungen am Ende nur Stückwerk.
Das letzte Quäntchen Glück und Durchschlagskraft fehlte dann letztlich um sichtlich müde Breisgauer doch noch um wenigstens 2 Punkte zu erleichtern.

Freiburg dagegen konnte zufrieden sein. Nach zuletzt sechs sieglosen Spielen in der Bundesliga und dem wichtigen 1:0 Hinspielsieg gegen West Ham United im Europapokal, kamen die offensiv weitgehend harmlosen Bochumer und Schiedsrichter Marco Fritz gerade recht.
Thomas Letsch wollte dann in der Pressekonferenz die Niederlage natürlich nicht an den Entscheidungen der Referees festmachen und bemängelte die „fehlende Schärfe“ der eigenen Mannschaft, gerade in den Offensivaktionen.

Es folgen nun die Spiele der Wahrheit gegen Mainz, Darmstadt und den 1. FC Köln. Alle Mannschaften rechnen sich noch Chancen auf den Klassenerhalt aus und werden alles geben um die drei Punkte einzuheimsen.
Die Mannschaft des VfL Bochum wäre gut beraten mit mehr als 100% in alle drei Partien zu gehen.
Gerade Mainz liegt uns ja traditionell nicht. Aber dieses Jahr muss dort fast schon gepunktet werden, alleine schon für die Moral.
Und hoffen wir mal, dass diese Phase der absolut unverständlichen Entscheidungen gegen uns nun vorbei ist. Im Sinne des Fußballs. Diesmal aber wirklich.




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