Unterwegs in Spelle

Unterwegs in Spelle
(c) Herr Mer

Unser Gastautor Herr Mer berichtet von seinem Besuch beim Spiel der Regionalliga Nord zwischen SC Spelle-Venhaus und dem Bremer SV (Endstand 2:2)

Tags zuvor hatte man sich gut von innen befeuchtet, denn die werte Gattin hatte zu einem
kleinen Empfang anläßlich ihres Geburtstags geladen. Und jetzt gab es die volle Dröhnung von
außen. Es regnete. Nein, es schüttete. Und dann noch der Wind.
So ein Wetter braucht doch wirklich niemand.
Aber was will man machen. Die Komplettierung der Regionalliga Nord stand an. So begab ich
mich per Automobil ins emsländische Spelle. Nach gut eineinhalb Stunden Fahrzeit erreichte ich
den Ort des Geschehens. Und weil der Parkplatz vor dem Stadion bereits voll war, gab mir ein
freundlicher älterer Herr den Hinweis, wo man sonst noch unbehelligt und vorschriftsgetreu
parken kann. Besten dank dafür.
Ein paar Minuten später und 10 Euro ärmer ging es ab auf den Fußballplatz.
Das kulinarische Angebot konnte sich sehen lassen, sogar Kaffee und Kuchen gab
es zu erwerben. Und ein Fanshop bot diverse Devotionalien feil. Die Gastmannschaft aus
Bremen hatte eine Busladung Fans am Start. So gefällt das. Die Bremer:innen machten sich auf
der überdachten Gästetribüne breit und hatten sogar recht viele Zaunfahnen dabei.
Die Fanszene des Bremer SV, die den Fans von Alona 93 freundschaftlich verbunden ist, ist dem
politisch linken Milieu zugewandt und zeigt das auch entsprechend.
Viele Leute mit buntgefärbten Haaren, Rastazöpfen und/oder politischen Botschaften an den Kleidungsstücken
sowie diverse antifaschistische Kleber konnte ich erkennen.
Denn in der ersten Halbzeit mischte ich mich unter die Gäste aus der Hansestadt.
Der blau-weiße Schal, den ich einst bei meinem Besuch am Panzenberg – der BSV-Heimstätte – erstanden hatte, trug zur Tarnung bei.
Und so war ich mitten drin im bunten Geschehen. Irgendwie empfand ich es als wohltuend, dass keine
Ultra-Gruppe den Ton angab, sondern einfach fröhlich drauf los gesungen, gebölkt und gepöbelt
wurde. Und das zum Teil kreativ bis witzig.
Bei Freistößen ließ man die Haustürschlüssel klappern. Bei Ecken gab es einen Wechselgesang „Ecke, Ecke, Ecke! Tor, Tor, Tor!“
Und beim Aufstellen der gegnerischen Mauer ein „Die Mauer muß weg!“ Zudem hatte man einen
Anfeuerungsruf auf die Melodie von Black Sabbaths Hit „Iron Man“ parat. Schön. Trotz Regens.
Und Sturms. Und Nässe.

(c) Herr Mer


Auf dem Platz war an Fußball nicht zu denken. Denn der Rasen des 3.746 Plätze bietenden
Stadions war bestenfalls eine Sumpflandschaft.
Und schon kamen sie wieder, die schon obligatorischen Vergleiche mit der Wasserschlacht im Frankfurter Waldstadion
anno 1974 beim Spiel Deutschland gegen Polen.
Besonders im Mittelkreis stand das Wasser knöchelhoch.
Dennoch ging der BSV durch einen sehenswerten Treffer Mitte der ersten Hälfte in Führung.
Leider wurde die Führung in der zweiten Hälfte verspielt, denn kurz vor Schluß kam Spelle zum
2:2-Ausgleich. Zu allem Überfluß verschossen die Gäste in der Nachspielzeit noch einen
Elfmeter. Schade. Ich hätte es dem sympathischen blauen Haufen echt gegönnt.
Blau ist übrigens auch übertragenen Sinne zu sehen.
Einige der Bremer schossen sich gut einen rein.
Immerhin wird das vielleicht die Rückfahrt etwas erträglicher gemacht haben.
Nach Abpfiff ging ich dennoch zufrieden zum Fahrzeug zurück und öffnete gut 90 Minuten
später die heimische Haustür.