Tradition 2.0?
Angeblich 800 mitgereiste Kunden aus Leipzig, erfreuten sich am Samstagnachmittag eines 1:4 Erfolgs ihrer Mannschaft im schönsten Stadion der Welt.
Hatten diese doch im Vorfeld darum gebeten den Block mit Absperrband zu verkleinern, damit die Schar aus der Messestadt ein nicht ganz so traurig verteiltes Bild im „riesigen“ Bochumer Gästebereich abgeben würde. Samstag 15:30 Uhr ist aber auch eine undankbare Zeit für Fußballfans.
Der VfL, auf einigen Schlüsselpositionen ersatzgeschwächt, begann durchaus mutig. Hatte aber auch Glück, dass Ersatzkeeper Andreas Luthe direkt zu Spielbeginn ein Großchance der Brausefußballer bravourös entschärfen konnte.
In der Folge wurde Bochum dann zwingender und kam durch einen sehenswerten Freistoß von Maximilian Wittek auch in den Genuss der Führung.
Weitere Chancen hätten durchaus zu einer 2:0 Führung gereichen könne, letztlich fehlte aber die Abschlusssicherheit und Kaltschnäuzigkeit.
Die bewies daraufhin Olmo per strammen Distanzschuss, unhaltbar für Andreas Luthe, zu zwischenzeitlichen Ausgleich.
Die Stimmung war zwischenzeitlich sehr angezündet, verflachte aber zusehends mit dem Ausgleich. Eine sehr ungewöhnliche Situation.
Man hatte zunächst das Gefühl, dass sich ein Spiel wie gegen die Bayern durchaus wiederholen ließe. Denn auch wenn Leipzig bewusst die Seite von Oermann/Gamboa-Ersatz Noah Loosli für seine Angriffe wählte, so hielten die Blau-weißen über weite Strecken gut dagegen.
Bis sie irgendwann komplett den Zugriff verloren und innerhalb von 5 Minuten wieder alles an Pech zusammenkam, was man so haben konnte: Ein durchaus haltbarer Ball für Luthe, ein unglücklich abgefälschtes Eigentor von Ordets und eine Unaufmerksamkeit gegenüber Poulsen und schon lag der VfL mit 1:4 hinten.
Selbst nach diesen Nackenschlägen versuchten die Kicker von der Castroper Straße noch ein weitere Tor zu erzielen, letztlich leider ohne Erfolg.
Kwarteng holte sich dann nach einem Frustfoul noch die rote Karte ab und wurde am heutigen Dienstag vom DFB mit einer 3-Spiele-Sperre bedacht. Wenn man bedenkt, welche Fouls teilweise nicht gepfiffen oder maximal mit gelb bedacht werden, sind drei Spiele schon eine Hausnummer. Aber so ist das wenn man nur ein kleiner Bundesligist ohne Lobby ist.
Wir brauchen jedes Spiel 110% Einsatz und noch einmal 15% um gegen den Schiedsrichter zu spielen, da es in Mode gekommen zu sein schein, dass alle 50/50 Entscheidungen gegen uns getroffen werden.
Auch die Handspielregel wurde erneut anders als so häufig gegen uns ausgelegt. Was der VAR eigentlich für eine Daseinsberechtigung hat, sollte man noch einmal gesondert betrachten.
Sei es drum: Ein Sieg, bzw. ein Punktgewinn, gegen Leipzig wäre sicher schön gewesen. Aber die Spiele gegen die Konkurrenz kommen jetzt erst. Hier gilt es für den VfL hellwach zu sein und sich auf alte Stärken zu berufen.
Masovic und Riemann kehren sicher, Tim Oermann so gut wie sicher in den Kader zurück. Bei Patrick Osterhage und Christopher Antwi-Adjei wird es, Stand jetzt, wohl nicht klappen.
Ralf Rangnick fabulierte vor einiger Zeit einmal darüber, dass Leipzigs „Fans“ ja durchaus auch Auswärts Gästeblöcken füllen könnten.
Die Kundschaft ist ja nicht einmal in der Lage die eigene Bude dauerhaft zu füllen, auch mit jahrelangem Erfolg, zwei Pokalsiegen und mehreren CL-Teilnahmen im Rücken. Tradition und Liebe lassen sich dann doch nicht kaufen – da kann die Hand voll Gästefans noch so selbstironische Banner mit „Tradition 2.0“ hissen.
Und wer weiß? Wenn der Machtkampf innerhalb des RB Konzerns ganz doof für RasenBallsport verläuft, versinkt dieses Marketingkonstrukt bald in der Bedeutungslosigkeit. So ein 490 Millionen Euro Kader bezahlt sich ja nicht von allein. Man wird ja noch träumen dürfen.