Relegation? Ja. Nein. Vielleicht.

Es gab einmal eine Zeit – gar nicht so lange her –, da war der Klassenerhalt des VfL Bochum das, was man in Fußballkreisen gern ein Wunder nennt. Dreimal in Folge war das Ding eigentlich schon durch. Und doch: irgendwie blieb man drin. Man kämpfte, man kratzte, man biss. Man war Bochum.
Aber dieses Jahr? Dieses Jahr wirkt alles ein bisschen zu vertraut – und trotzdem nicht mehr magisch.
Der VfL Bochum steht am Rand des Abgrunds. Und diesmal sieht es so aus, als würde niemand mehr rechtzeitig die Notbremse ziehen. Die Relegation, in den Vorjahren willkommene Notausfahrt, scheint 2024/25 eher ein gesperrter Seitenstreifen zu sein. Der Rückspiegel zeigt zwar noch den Auswärtssieg in München und den Heimerfolg gegen Dortmund – zwei Glanztaten, die eigentlich für die Ewigkeit reichen sollten. Nur: In der Tabelle tun sie das nicht.
Das Team von Dieter Hecking tut viel, läuft viel, arbeitet viel. Was fehlt, sind Tore. Und das in einem Ausmaß, das inzwischen schon schmerzt. Die Spiele sind oft okay, teilweise sogar dominant. Nur vorne passiert… nichts. Kein Punch, keine Kreativität, keine klare Idee. Die unnötige Niederlage gegen Bremen hat das einmal mehr offengelegt: Kontrolle ist nichts wert, wenn der Gegner mit einer halben Chance mehr macht als man selbst mit zehn. Die vermeintliche Überlegenheit bei Standardsituationen war am Schluss nur eins: Augenwischerei. Denn harmloser kann man Ecken und Freistöße beinahe nicht mehr verwerten.
Man erntet nun die „Früchte“ der verfehlten Kaderplanung der vergangenen Jahre.
Teure Missverständnisse, Entscheidungsträger ohne sportliche Kompetenz. Die Liste des Scheiterns ist lang.
Und einem monetär im Vergleich zur Konkurrenz deutlich schwächer aufgestelltem Club wie dem VfL, fallen solche Dinge eben besonders hart aufs Dach.
Und während Bochum sich müht, punktet die Konkurrenz. Pauli ist so gut wie durch, Hoffenheim ebenso 10 Punkte entfernt. Selbst Kiel kommt zu einem Punktgewinn in Leipzig – nur in Bochum kratzt man sich am Kopf, angesichts der fünften Niederlage in Folge.
Doch damit nicht genug: Auch strukturell ist die Lage brenzlig. Der Kader – zusammengewürfelt aus Leihen, Perspektivspielern und dem, was der Markt eben hergab – droht nach der Saison auseinanderzubrechen. Wer bleibt? Wer will bleiben? Und vor allem: Wer kann überhaupt?
Dirk Dufner, der neue starke Mann im Hintergrund, steht vor einer Mammutaufgabe. Er muss einen Kader bauen, der sowohl für die Bundesliga als auch für die 2. Liga taugt – und das mit einem Budget, bei dem andere Vereine nicht mal ihre Trikotnummern nachdrucken würden. Viel Spielraum bleibt da nicht. Aber hey, willkommen in Bochum.
Bleibt noch der letzte Hoffnungsschimmer: Die direkten Duelle gegen Heidenheim und Union Berlin. Letzteres ein Spiel mit besonderer Würze, nachdem das Hinspiel in einem Feuerzeugwurf und anschließender Opferinszenierung der Berliner mündete. Während man in Köpenick noch mit feuchtem Blick Richtung Moralpodium schielt, hat man im Ruhrpott andere Sorgen – und bekanntlich wenig Verständnis für selbstgebastelte Heiligenscheine.
Ob es am Ende reicht? Niemand weiß es. Aber sicher ist: Wenn dieses Kapitel zu Ende geht, wird man sich an vieles erinnern – an Tore, die nicht fielen, an Punkte, die man sich verdient hatte, aber nicht bekam. Und an ein Team, das irgendwie zu viel kämpfte, um so wenig zu erreichen.
Bochum bleibt Bochum. Nur das Wunder bleibt diesmal wohl aus.