Kopflos, kampflos, hilflos
Not gegen Elend wurde gestern neu definiert, bei diesem „Fußballspiel“ des FSV Mainz 05 gegen den VfL Bochum.
Endstand 2:0. Mit erneut freundlicher Unterstützung der Schiedsrichter.
Unter der Woche besuchte ich das Spiel des SV Langendreer 04 gegen CFK Bochum im örtlichen Kreispokal.
Wenn man sich dann anschließend noch die Zusammenfassung von Liverpool gegen Sparta Prag in der Champions League ansah konnte man den Eindruck gewinnen, dass es sich um komplett unterschiedliche Sportarten handeln müsse. Und trotz der tabellarischen Situation beider Vereine, erwartete ich dennoch im Vorfeld der Bundesligapartie ein technisch höherklassiges Spiel.
Ich wurde in Mainz eines „besseren“ belehrt.
Mit dem Fanbus der Faninitiative begaben wir uns auf den knapp dreistündigen Weg in die ZDF-Stadt.
Das Stadion versprüht von außen den Charme eines Baumarkts, ist von innen dann allerdings recht ansehnlich. Immerhin wurde in sofern mitgedacht, als das Toiletten und ein Verpflegungsstand auf dem Parkplatz für die Gästefans vorhanden sind. Mangels Alternativen in der Umgebung (das Stadion steht auf einem Acker, weit außerhalb der Stadt) tatsächlich eine sinnvolle Lösung für Gästefans, die in etwa 2 Stunden vor Spielbeginn noch das ein oder andere günstige Getränk am Bus genießen wollen.
Die Mainzer Fans feierten vorab den 119. Geburtstag ihres Vereins und die Jugendmannschaft. welche in der Youth League unter anderem die Jugend von Man City aus dem Cup geschmissen hat und anschließend an Porto scheiterte.
Man merkte von Beginn an, dass Mainz nach der 1:8 Klatsche bei den Bayern stark unter Druck stand. Da auch die direkte Konkurrenz aus Köln am Freitag gegen Leipzig untergegangen war, bot sich die Chance für Mainz zur Rehabilitation und zum Anschluss an die Tabellenplätze 16 und 15.
Fehlender Wille, mangelnde Anpassungsfähigkeit
Der VfL seinerseits kam mit 3 Niederlagen nach dem Überraschungssieg gegen die Bayern im Gepäck nach Mainz.
Der zuletzt verletzte Patrick Osterhage kehrte in die Startelf zurück, Erhan Masovic belegt den Platz als Rechtsverteidiger, doch so richtig klar erkennbar wurde ein Matchplan in der Folge nicht.
Viele lange Bälle und Kopfballduelle, die Feldüberlegenheit war zeitweise leicht beim VfL auszumachen, jedoch absolut ohne irgendeinen Hauch von Torgefahr.
Weder Moritz Broschinski noch Takuma Asano stellten eine Gefahr für Robin Zentner im Tor der Mainzer dar.
Der erste Torschuss des VfL datierte daher aus der 36. Minute. Daschner versuchte irgendwie an den Ball zu kommen. Aber auch hier war kaum Gefahr für das Mainzer Tor zu erkennen.
Thomas Letsch bekräftigte dann auf der Pressekonferenz nach Spiel, dass die Bochumer das Spiel über die eigene linke Seite ziehen wollten.
Das erkannte Mainz 05 dann auch sehr schnell. Warum hier keine Anpassung seitens des Trainers erfolgte, sondern der Plan eiskalt bis zum Schluss durchgezogen wurde, bleibt sein Geheimnis. Effektiv war es jedenfalls nicht.
Kurz vor der Halbzeitpause folgte dann noch der inzwischen zur Tradition gewordene Auftritt des Schiedsrichtergespanns.
Der VfL war wohl wieder mal gedanklich in der Pause, klärten nicht mehr mit hundertprozentiger Konzentration und so konnten sich die Mainzer in den Bochumer Strafraum wuseln, wo Bernardo den Ball klar erkennbar klärt, bevor Mainz´ Lee sich in den Fuß von Bernardo stellt und Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck sofort auf den Punkt zeigt.
Die TV Bilder zeigen eben etwas anderes als die erste Wahrnehmung des Schiedsrichters und gäbe es doch nur eine Möglichkeit für den Schiedsrichter, sich diese Bilder noch einmal anzuschauen.
Aber der Kölner Keller war wohl ebenfalls schon in der Halbzeitpause, wie Keven Schlotterbeck nach dem Spiel feststellte.
So geht Mainz nach Elfmeter von Burkhardt also mit 1:0 in die Pause.
Hier hatte der VfL noch die Möglichkeit das Spiel zu drehen, brachte Hofmann für den wirkungslosen Broschinski und versuchte sich an mehr Druck und Spielgestaltung. Zumindest auf dem niedrigen Gesamtniveau des Spiels.
Aber die Angriffe wurden weiterhin überhastet und ohne Übersicht für die Mitspieler ausgespielt. Wenn Platz da war, wurde der Ball lang nach vorne gepöhlt wo sich die Mainzer Verteidigung bedankte.
Hätte es aber andererseits am eigenen Strafraum einer direkten Klärung bedurft, so wollten Bochums Spieler plötzlich vor dem eigenen Tor die spielerische Lösung suchen und brachten sich selber in Gefahr.
Dazu indiskutable Standards: Gefühlt 19 von 20 Ecken und Freistößen landeten am zweiten Pfosten, wo nie jemand stand. Auch in der zweiten Halbzeit nicht. Warum hier nicht bereits in der ersten Halbzeit entgegengesteuert wurde, ist fraglich.
Bis auf ein Abseitstor kam dann auch nicht mehr viel.
Keine Flanken auf Hofmann, auch hier stellt sich die Frage, was denn eigentlich der Plan gewesen sein soll?
Mainz nutzte dann die üblich auftretende Konfusion der Bochumer Abwehr um sich durch Burkhardt mit 2:0 in Führung zu bringen.
Das letzte aufbäumen des VfL brachte dann erneut nichts zählbares und so fuhr man völlig verdient die vierte Niederlage in Folge ein.
Der VAR-nsinn geht weiter
Man sollte sich beim VfL Bochum natürlich davor hüten, die Schuld immer beim Schiedsrichter zu suchen. Dafür war die eigene Leistung gestern absolut zu mangelhaft.
Aber man muss auch festhalten, dass der VfL Bochum inzwischen in beinahe jedem Spiel mit den Entscheidungen hadern muss, sehr oft zum Nachteil. Diese Fehlentscheidungen nehmen inzwischen ein nicht mehr akzeptables Maß an und nehmen entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf.
Dieses optische Trauerspiel gestern wäre vermutlich ein klassisches 0:0 der schlechteren Sorte geblieben wenn sich die Herren des DFB nicht wieder einmal irgendwelche Berührungen und Fouls herbeifantasieren würden um ihre Entscheidungen auf dem Feld zu rechtfertigen.
Und das war nicht nur in Mainz der Fall.
Fußball war einmal ein Kontaktsport. Aber inzwischen entscheiden die Schiedsrichter sogar, ob Torhüter ein Ball halten können und pfeifen nach Lust und Laune und legen Regeln aus wie es gerade passt, wie beim Spiel Union Berlin gegen SV Werder Bremen. Die darauf folgende Erklärung im Doppelpass auf Sport1 setzte dem ganzen dann noch die Krone auf.
Alexander Feuerherdt, Ex-Chefkritiker der Schiedsrichter beim Twitter-Kollektiv Collinas Erben und inzwischen in Diensten des DFB, versuchte in der SKY Sendung zum Spieltag die vielen fragwürdigen Entscheidungen mit weiteren Floskeln und irgendwelchen Kleinigkeiten zu rechtfertigen. Ein Bärendienst für die Schiedsrichterei und alles ganz und gar nicht im Sinne des Sport. Weder in Mainz, noch in Wolfsburg oder bei Union Berlin gestern.
Der Einfluss dieser Schiedsrichterfehlentscheidungen gerade auf den Abstiegskampf mit traditionell spielerisch limitierten Mannschaften ist aktuell immens und verzerrt die Tabelle und kostete Niko Kovac in Wolfsburg heute letztlich wohl auch den Job. Und man hat mit dem VAR ja das Instrument um sich Situationen erneut anzusehen. Aber wenn das , wie in Mainz, gar nicht erst geschieht dann erfährt man Woche für Woche mehr Hilflosigkeit und umso weniger Verständnis für die Schiedsrichterzunft der Bundesliga.
Gemeinsam aus Krise
Und nun? Nun steht nach der Länderspielpause Darmstadt vor der Tür, das zwar gestern mit 2:5 gegen die Bayern unterging aber zeitweise Leidenschaft zeigte. Eine Eigenschaft, die der Bochumer Mannschaft gestern leider abging.
So wird das Heimspiel gegen die Lilien mehr als richtungsweisend für den Abstiegskampf.
Trainer Letsch und sein Team können nun die Pause dazu nutzen, die richtigen Weichen zu stellen, um den Herren Holtmann und Polter das Wiedersehen im Ruhrstadion zu versauen. Nicht irgendwelche taktischen Konstrukte auszuprobieren, für die diese Mannschaft völlig ungeeignet und überfordert erscheint.
Die Kaderplanung im Vorfeld der Saison muss dann zur gegebenen Zeit ebenfalls beleuchtet werden. Kann sie doch am Ende sehr sehr teuer für den Verein werden.
Aber das alles zu gegebener Zeit.
Jetzt muss das Ruhrstadion gegen Darmstadt brennen, die drei Punkte sind für den VfL wichtig. Gras fressen, kämpfen, typische Bochumer Tugenden abrufen. Das zählt nun.
Gemeinsam können wir das schaffen. Alles für den Klassenerhalt!