Korallen im Hagel
Die Frauen des VfL Bochum gewinnen ihr Heimspiel gegen VfR SW Warbeyen souverän mit 5:0 und bauen ihre Tabellenführung damit immer weiter aus.
Etwas genervt zuppelt Sascha an seiner Mütze.
Seit knapp 5 Minuten hagelt es vom feinsten und ein eisiger Wind sorgt dafür, dass wir die Protagonistinnen auf dem Rasen in Trikots und kurzen Hosen gerade nicht unbedingt beneiden.
„Da hinten wird es schon wieder hell.“ deutet Daniel auf eine etwas weniger dunkle Wolkendecke in einiger Entfernung und versprüht damit den dringend benötigten Wetteroptimismus für unsere kleine Gruppe aus Fußballenthusiasten.
Immerhin war seine internetbasierte Wetterprognose davon ausgegangen, dass es zwischen 14 und 18 Uhr nicht regnen würde.
Hagel fand dort keine Erwähnung.
Länderspielpause bei den Herren bedeutet in der Regel, dass man sich als Fußballfan ein Substitut sucht.
Zur Auswahl stand für uns am heutigen Samstag immerhin auch der „Tag der Amateure“ und in diesem Rahmen das Westfalenpokalfinale zwischen Arminia Bielefeld und Preußen Münster.
Aber eben auch die Frauenmannschaft des VfL Bochum. Derzeit unangefochtener Tabellenführer in der Regionalliga West, mit dem unglaublichen Torverhältnis von 76:7.
Torhüterin beim VfL Bochum ist ein ereignisarmer Job wie es scheint.
Bei freiem Eintritt und sehr fairen Verpflegungspreisen finden sich etwas mehr als 130 Zuschauer an diesem Samstag Nachmittag auf dem Leichtathletikplatz neben dem Ruhrstadion ein, um das Team in den korallenfarbenen Trikots zu unterstützen.
Einige haben sich Fahnen an die Absperrung geklebt, ab und zu werden kurze Gesänge und Anfeuerungen intoniert.
In mir steigen Erinnerungen an die Spiele der VfL Bochum Amateure hoch, welche in der kommenden Saison wohl ihr Comeback nach knapp neun Jahren geben werden.
Und ich sage mal so: Der VfL Bochum Amateure Pulli hängt gewaschen und gestärkt im Schrank und wartet auf seinen Einsatz.
Aber das ist ein Teil einer anderen Geschichte.
Herbert Grönemeyers Hymne „Bochum“ darf natürlich auch bei den VfL Frauen nicht fehlen. Generell ist nicht nur die Preisgestaltung hier ein Traum. Auch die musikalische Untermalung hält sich angenehm im Hintergrund. Lediglich eine Stadionansage vermisst man ein Stück weit.
Die Gegnerinnen kommen heute aus Warbeyen. Und wer jetzt bei dem Namen fragend die Stirn runzelt dem sei versichert, dass wir ebenfalls das Internet zu Rate ziehen mussten um herauszufinden, wo das denn liegt.
Einfache wie kurze Antwort: Es handelt sich um einen Stadtteil von Kleve am Niederrhein.
Und die Mannschaft des VFR SW Warbeyen ist immerhin aktueller Tabellenvierter mit 28 Punkten.
VfL Trainerin Kyra Malinowski stuft Warbeyen dann auch nach dem Spiel als spielerisch deutlich stärker ein als die vorherigen Gegnerinnen.
Und das merkt man von Beginn an.
Die Frauen des VfL Bochum tun sich in den Anfangsminuten mitunter durchaus schwer während Warbeyen versucht Nadelstiche zu setzen.
Am Ende ist die Qualität auf Seiten des Tabellenführers aber dann doch ausschlaggebend.
So setzt sich Nina Lange nach rund 20 Minuten das erste mal durch und lässt den VfL Anhang jubeln.
Es setzt dann der bereits beschriebene Hagel ein. Unangenehm wenn man keinen Schirm und keine Mütze hat.
Der eisige Wind tut sein übriges und sowohl auf dem Platz als auch auf den Zuschauerrängen bibbern die Leute vor sich hin.
Ein sonniges Lächeln zauberte dann allerdings Anna-Luisa Figueira Marques ihrer Trainerin Kyra Malinowski ins Gesicht.
Sowohl in der 31. Minute als auch in der 44., nach schwerem Torfraufehler, trifft die Angreiferin und so kann das Team des VfL mit einer sicheren 3:0 Führung in die Halbzeit gehen.
Die zweite Hälfte beginnt dann gnädigerweise mit einigen Sonnenstrahlen. Die Partie gegen den Tabellenvierten aus Warbeyen jedoch bleibt trotz der Führung kein Selbstläufer.
Erst in Minute 63 erhöht Nina Lange auf 4:0 ehe Dörthe Hoppius neun Minuten Später den 5:0 Endstand markiert.
Unterm Strich ein mehr als angenehmer Fußballnachmittag.
Wir haben hier eine sehr erfolgreiche Mannschaft unseres Vereins, die mit Herz und Leidenschaft für unseren VfL kämpft und derzeit ihre Liga dominiert.
Dazu die wohlige Atmosphäre mal wieder Abseits vom Theater Bundesliga einfach ein Fußballspiel zu sehen, ohne den ganzen Kirmeskram drumherum.
Und daher abschließend die absolute Empfehlung: Unterstützt unsere Frauenmannschaft. Sie haben sich es verdient!